Sonntag, 22. Februar 2009

Gelebter Glaube-Lebendige Religion

Ein nicht ganz so einfaches Thema, mit sicherlich auch einigen provokanten Gedanken .

Dabei geht es, wie der Titel bereits sagt, um gelebten Glauben und lebendige Relgion im Alltag und ob Heid solchem Bedeutung zumisst.

Betrachte ich Hindus, Buddhisten oder auch (manche) Anhänger der monotheistischen Religionen (die ihren Glauben und ihre Religion ernst nehmen), fällt mir dabei auf, dass sie diesen Glauben bzw.ihre Religion auch tätig im Alltag praktizieren und bewusst kultische Handlungen ausführen. Wie offensichtlich dies ist, sei einfach mal dahin gestellt, aber ich persönlich würde dabei bereits bei einem Gebet beginnen wollen, das den Anfang und den Abschluss eines Tages "markiert".

Im Hinduismus ist das besonders stark ausgeprägt, wenn ich da an die täglichen (kleinen) Rituale denke, die in jedem Haushalt gemacht werden.

Die Frage die mir in den letzten Wochen immer wieder im Kopf herumkreist ist, ob es vergleichbares auch im Heidentum gibt?
Oder ist gehört dies, bei manchen, in einen Tabu bereich, weil man doch so viel angeklärter sein möchte, als andere?

Mir kommt dabei eine recht häufig gebrauchte Argumentation in den Sinn:
"Ich brauche so etwas nicht. Ich bin schon so weit fortgeschritten, das ich solche Rituale oder festen Zeiten nicht brauche.
Das ist etwas für Anfänger, die erst noch Disziplin brauchen und die überhaupt erst mal noch lernen müssen, wie sich Energien (oder was immer) anfühlen.
Aber wenn man dann alles gut gelernt hat, dann ist man über dieses Statium hinweg und bedarf solcher Äußerlichkeiten nicht mehr.
Außerdem weiss jeder, der schon lange auf dem Weg wandelt, dass Energie und damit auch die Götter zu jederz Zeit überall sind und man sich immer und zu jeder Zeit damit verbinden kann.
Dann kann aus einem normalen Hausputz eine Reinigung auf allen Ebenen werden."

Ich halte dies Argumente natürlich einerseits für gerechtfertigt.
Andererseits jedoch, habe ich das Gefühl, dass es sehr oberflächlich betrachtet und an der Sache vorbei argumentiert ist.

Meine Gedanken kreisen dabei um das Thema "Worship", also Anbetung, Verehrung.
Oder ganz platt ausgedrückt: die "Kulthandlungen" im Alltag.

Haben diese Tatsächlich etwas mit einer "höheren" oder "besseren" Entwicklungsstufe zu tun, wie es bei manchen so herausleuchtet?

Was bedeutet es überhaupt, eine kultische Handlung auszuführen?

Meiner ganz persönlichen Meinung nach, ist eine kultische Handlung eine ganz bewusste Ehrbezeugung gegenüber eines Wesens, dass sich in der einen oder anderen Weise in meinem Leben bemerkbar macht.
Das mir hilft, mir zur Seite steht, mich unterstützt, lehrt... an das ich mich zu jeder Tages und Nachtzeit wenden kann, weil es immer da ist.
Einem Wesen, sei es Göttin oder Gott, oder vielleicht auch ein Ahn oder anderes, das mit mir in einer besonderen Verbindung steht und dem ich in vielerlei Hinsicht und sehr intensiven Gefühlen ebenso verbunden bin.
Eine Ehrbezeugung, bei der ich mir ganz bewusst Zeit nehme und das Göttliche (manche mögen vielleicht noch etwas anderes dazu oder statt dessen wählen) zu mir einlade.
Es ist für mich ein wenig so, als wenn ich ein Date mit einer lieben Freundin oder einem lieben Freund habe.

Oben wurde der Argumentationspunkt angesprochen, dass es Menschen gibt, die meinen, sie brauchen halt soetwas nicht, weil sie eben wissen, das sie vom Göttlichen, der Craft oder was auch immer umgeben und durchflutet sind, und das sie deswegen immer und zu jeder Zeit dies auch nutzen können.

Von meiner Seite aus betrachtet, hat dies ein wenig den Charakter von: "Ich ruf nur, wenn ich auch tatsächlich brauch."

Oder um es in einem anderen Bild zu gebrauchen:
Ich habe einen Freund (oder einen anderen Menschen, der mir sehr viel bedeutet) und ich habe unterschiedliche Möglichkeiten, mich mit diesen in Verbindung zu setzen.

Entweder, man trifft sich zufällig in der Stadt (oder ähnlichem) oder man lädt diesen Freund zu sich ein.

Beides ist von seinem Wesen her gleich: Man trifft sich und man freut sich den anderen zu sehen.

Aber dennoch unterscheiden sie sich.

Ein zufälliges Treffen ist natürlich schön, man wechselt ein paar Worte, kann vielleicht auch Probleme kurz ansprechen oder um Hilfe bitten.
Aber es ist, sowohl von der Stimmung als auch von dem gesamten Drumherum anders.
Zum Beispiel auch, das der Zeitrahmen oftmals sehr begrenzt ist.

Verabredet man sich, nimmt man sich bewusst Zeit für einander. Macht es sich gemütlich, kann in den Gesprächen auch wirklich in die Tiefe gehen, Themen bis in die Tiefen ausloten oder was auch immer.
Trinkt ein Teechen, futtert Kuchen... Oder what ever.

Wenn man das mit einem Menschen tut, der einem was bedeutet, warum sollte man dies nicht auch für Götter, Geister, Ahnen oder ähnliches tun, die einem etwas bedeuten?
Nur weil man weiss, das Sie eh da sind?

Wäre es nicht ein wenig so, als wenn man sich halt nicht mit seinen Freunden in Verbindung setzt, nur weil man weiss, das die Freunde ja eh immer da sind?

Mir begegnet immer wieder die Meinung:
"Nein, ich mache nicht täglich "etwas", weil ich ja nicht jeden Tag die Götter wegen jeder Kleinigkeit belästigen muss/darf/soll."

Ich finde diese Einstellung (mittlerweile) recht seltsam, da Kulthandlung nicht primär etwas damit zu tun haben (meiner Meinung nach)müssen, etwas vom anderen zu wollen.
Das wäre so, als wenn ich einem Freund unterstellen würde, er würde mich nur zu sich einladen, weil er mal wieder etwas von mir will.


Hat es vielleicht mit Abgrenzungsverhalten zu tun?

Ich beobachte immer wieder, dass es vielen Heiden wichtig ist, sich vom "normalen" abzugrenzen.
Es scheint wichtig zu sein, auch die Unabhängigkeit von den Göttern nach außen hin zu demonstrieren.
Vielleicht als einen Beweis dafür, das Heid im Gegensatz zum Christ, nicht auf die Gnade und das Wohlwollen Gottes angewiesen ist?
Lustig dabei ist aber auch wiederum die absolut konträre stehende Aussage, bzw. Ansicht, das widerum die Götter auf uns Menschen (oder unseren Glauben) angewiesen seien. Wer Terry Pratchett gelesen hat, wird sich vielleicht an "Small Gods" erinnern...
Im Gegensatz dazu glauben Christen, das ihr Gott überhaupt nicht auf die Menschen angewiesen ist und sich der Gott schon allein deswegen eigentlich gar nicht um die Menschen zu kümmern bräuchte, oder um ihre Sorgen und Nöte, während die Menschen auf ihn angewiesen sind (denn wehe, wenn er sich abwendet!...Dann gehts den Menschen aber schlecht!)

Vielleicht, da Heid ja Mensch auf einer anderen "Stufe" gegenüber den Göttern sieht, resultiert daraus auch, dass es dann einfacher ist zu sagen: "Ich brauch keine täglichen Rituale!"-*Weil ich von meinen Göttern unabhängig bin und weiss, dass Sie für mich auch so erreichbar sind! Schließlich bin ich ja kein Christ, der auf das Wohlwollen Gottes angewiesen ist. Schließlich bin ich auch spiritueller weiter gereift als der!*?


Ende Teil 1

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