Mittwoch, 18. Juni 2008

Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?

Heute mal, nach langem Schweigen, mal eine kleine, nachdenkliche Geschichte für Euch.

Es bricht die Nacht über ein kleines idyllisches Dorf irgendwo in Deutschland.
Das Dunkel deckt die Sorgen des Tages und es scheint, als würde sich Frieden in dem Städtchen ausbreiten.
Hie und da leuchtet noch ein Licht in den Fenstern-doch die Klänge des Tages sind den Lauten der Nacht gewichten.
Alles scheint friedliche zu sein.

Doch die Nacht birgt nicht nur Frieden.
Sie birgt Unterschlupf für eine Gestalt die das Licht meidet und nur im Dunklen erscheint und handelt, sobald sich die Möglichkeit dazu ergibt.
Sie hat vielerlei Gestalten und kann überall zur gleichen Zeit sein.

Auch in dieser Nacht ist sie wieder unterwegs.
Nicht nur in dem kleinen Dorf in Deutschland.

Kinder und Jugendliche, die ihr bereits begegnet sind, sitzen, sobald es dunkel wird, verängstigt in ihren Betten.
Manche ziehen die Bettdecke bis unter das Kinn, andere verstecken sich unter der Decke.
Andere, die Glück haben einen Schlüssel für ihr Zimmer zu haben, versuchen sich vor der dunklen Gestalt zu schützen, in dem sie sich einschließen.
Und doch-die Bemühungen sich zu schützen bleiben oft nutzlos. Er kommt-Der Schwarze Mann.

In dem kleinen Dorf in Deutschland versucht ein kleines Mädchen, schnell einzuschlafen.
Die Decke bis unte die Nase hochgezogen, ihren riesigen Lieblingsteddy in ihren Armen, kneift sie die Augen zu und will nur so schnell wie möglich in das Land der Träume.
Dorthin, wo ER nicht hinkann.
Dorthin, wo ER sie nicht findet... Meistens.

Aber hört sie da nicht schon die Schritte?
Leise bewegt sich der Griff ihrer Tür und öffnet sich, leise über den rosanen Teppich schabend.
Vielleicht bemerkt er sie nicht, wenn sie sich ganz still verhält? Den Atem anhält und ganz starr da liegt.
Vielleicht schützt ihr Lieblingsteddy sie ja diesmal!
Und bloß nicht die Augen öffnen!
Bloß keinen Laut von sich geben!-Sonst wird ER wieder böse...

Sie spürt, wie sich plötzlich das Bett bewegt, als ER sich auf die Bettkante setzt.
Sie hört seinen Atem... Und liegt ganz steif da.
`Es ist alles nur ein Traum!´, ruft es in ihr. `Er ist nicht da!´

Doch dann spürt sie, wie er ihr die Bettdecke wegzieht...


Es ist Nacht in einem kleinen idyllischen Dorf in Deutschland.
Dunkelheit, die alles verdeckt, was nicht gesehen werden darf-gesehen werden will.
Der Schwarze Mann hat seinen Trieb befriedigt-Und wieder viele kleine (und auch große) Seelen weiter ein Stück zerstört.

Und doch, auch der Schwarze Mann hat ein Gesicht, wenn der Tag anbricht.
Er verbirgt sich auch hinter schönen und oftmals liebenswerten Gesichtern.
Er kann viele Gestalten haben.- Und doch ist er immer der Schwarze Mann, der vorwiegend nachts (immer dann, wenn er sich sicher sein kann, nicht beobachtet zu werden) Angst und Schrecken verbreitet.

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Der Schwarze Mann ist für viele Kinder und Jugendliche, aber sogar auch manchen Erwachsenen erschreckende Realität.

Jährlich werden bis zu 15. 000 Fälle allein von sexuellen Übergriffen auf Kindern polizeilich erfasst.
Die Dunkelziffern werden erheblich höher geschätzt (mindestens 80. 000 Fälle/Jahr!).
Zwar wird, von denjenigen, die die Zahlen der letzten Jahrzehnte miteinander vergleicht davon gesprochen, dass die Rate der sexuellen Kindesmissbräuche sinken würde, allerdings frage ich mich dabei, ob es nicht einfach auch eine Frage davon ist, ob sich die betroffenen Mensch trauen sich zu offenbaren.
Diese Frage und was bei der Beantwortung derselbigen alles mit herein spielt, werden natürlich bei solchen "schönen" Statistiken außen vor gelassen.

Und egal was die Zahlen sagen-Jeder Missbrauch und jede Misshandlung, egal wie und auf welche Weise sie stattfinden ist einer zuviel!

Aber die andere Seite darf auch nicht übersehen werden:
Wie oft wurden jetzt mittlerweile auch schon Menschen des Missbrauches beschuldigt, die tatsächlich nichts böses getan haben?
Wie oft wurden Väter nun schon fälschlicher Weise bei der Polizei angezeigt-Und bekommen dadurch natürlich auch einen Schaden weg, dass sie sich nicht mehr trauen, ihre eigenen Kinder, die sie einfach "normal" als Vater lieben !

Achtsamkeit und Sensibilität sind wichtig!-Aber über das Ziel hinausschießen kann genau solche Schäden verursachen wie das Wegsehen!
Und auch beim fälschlichen Anklagen kann man dann nicht plötzlich sagen: "Hups, entschuldige, das war dann wohl einfach ein Mißverständnis. Vergessen wirs einfach!"
Auch da wird ein Mensch und das Verhältnis zu seiner Familie empfindlich und durchaus nachhaltig gestört.

Bitte denkt auch daran!


LG
Siat