Freitag, 21. Dezember 2007

Religion und Magie/Zauberei

Was auf den ersten Blick, besonders wenn man sich die abrahaminischen Religionen betrachtet, wie ein Widerspruch anmutet, entpuppt sich bei weiterer Betrachtung als weitaus enger miteinander verwoben, als es manchen vielleicht selbst gern lieb wäre.


Religion

Meiner ganz persönlichen Meinung nach, ist „Religion“ etwas künstliches, von Menschen für Menschen erschaffen, um dem Glaubensleben oder der Glaubensausübung der einzelnen Anhänger einer bestimmen „spirituellen Richtung“ eine Art „Rahmen“ zu geben.

Eine Religion fußt sowohl auf dem persönlichen Glauben eines jeden einzelnen Menschen (an ein oder mehrere göttliche Wesen und dergleichen) als auch den Lehren (Dogmen) und Ritualen, die jeweils spezifisch für einen religiösen Weg sind.

Ich halte es für wichtig, zwischen Religion und (persönlichem) Glauben zu unterscheiden, da es doch erhebliche Unterschiede geben kann.
Als Religionen betrachte ich die z. B. das Christentum, den Islam, das „Heidentum“ (oder wie immer man dieses Gewusel an den unterschiedlichsten spirituellen Richtungen ausserhalb der „anerkannten“ Religionen bezeichnen möchte), den Buddhismus, Hinduismus etc.

Betrachten wir die einzelnen Religionen näher, so fällt durchaus auf, dass das, was „Religion“ genannt wird, ein Konstrukt ist, welches (natürlich sehr vereinfacht betrachtet) die oben genannten Dinge aufweisen.

Dieses Konstrukt basiert auf:
  • einer spezifischen „Lehre“
  • (einigermaßen)  spezifische Rituale
  • dem (persönlichen) Glauben eines jeden Einzelnen.

Wie an anderer Stelle bereits beschrieben, betrachte ich die Religionen unter den Aspekten, ob es sich dabei um eine Schriftreligion oder eine „Nicht-Schriftreligion“ handelt.

Unter einer Schriftreligion, um dies noch mal an dieser Stelle kurz zu erläutern, betrachte ich die Religionen, die eine („alte“) Heilige Schrift als Grundbaustein ihrer Lehren haben und worauf sich der Glaube der Anhänger gründet.
Diese beinhaltet „Glaubensgesetze“, Offenbarungen durch Götter (die ebenfalls als Grundbaustein für die Lehren gelten), Lob-, Dankes- und Bittgebete/-verse und ähnliches, die in Liturgien, Ritualen und dergleichen mehr der spezifischen Religion mehr oder weniger fest eingebaut werden.

In den „Nicht-Schriftreligionen“ die, wie der Name  bereits vermuten lässt, keine Schrift besaßen oder besitzen, wurden und werden die „Lehren“ einerseits in der Regel mündlich weitergegeben.
Andererseits erfolgt daraus fast zwangsweise, dass sich diese Lehren durch die mündliche Überlieferung verändern und weiterentwickeln, also nicht „statisch“ in erster Linie so extrem statisch sind.
Zu diesen zähle ich in erster Linie die Religionen der letzten Urbevölkerungen, die noch zu finden sind.

Innerhalb dieser festen Strukturen einer Religion sind wiederum unterschiedliche „Richtungen“ oder „Strömungen“ bemerkbar, die durch die persönlichen Ansichten, (Gottes) Erfahrungen, Interpretationen usw. einzelner Männer und/oder Frauen entstanden sind oder auch weiterhin entstehen.
Trotzdem bilden sie einen „Glaubensweg“ innerhalb des Oberbegriffes „Religion“, da dieser die „Kernaussagen“ der „Mutterreligion“, z. B. die Schriften, Rituale u. ä. beinhaltet.
Um ein Beispiel zu benennen:
Eine christlich-fundamentalistische Freikirche ist innerhalb der Religion Chirstentum ein Glaubensweg von vielen.
Sie beinhaltet zum Beispiel die „Attribute“:
  • die Bibel als Fundament des Glaubens und der Lehre
  • den Glauben an Jesus Christus als einziger Weg zu Gott und zur Wahrheit
  • der Glaube an EINEN einzigen, wahren Gott JHWH
  • die Sündhaftigkeit des Menschen

um nur einige Beispiele zu nennen.

Was jedoch dann wieder die Auslebung des Glaubens anbelangt, ist wieder von Anhänger zu Anhänger völlig unterschiedlich.
Die einen nehmen (wie „verlangt) die Bibel wirklich Wort wörtlich, ohne jegliche Kompromisse.
Die anderen sehen es wiederum etwas „lockerer“ usw.
Es können dabei dann auch Unterschiede z. B. darin auftauchen, wie „festgelegte Rituale“ ausgestaltet und abgehalten werden.
Ob dies jedoch mit den Lehren der jeweiligen „Strömung“ konform geht oder den eigentlichen Aussagen der Religionslehren, ist wiederum eine ganz andere Frage.


Magie

Was Magie ist, darüber haben sich schon viele Menschen den Kopf zerbrochen.
Und darüber wurden auch bereits die unterschiedlichsten Definitionen zusammengetragen.

Für mich ist Magie einerseits die Möglichkeit, Kraft meines Willens Energien zu lenken und zu formen, um Ziele, Wünsche und dergleichen Realität werden zu lassen, sowie mir und/oder anderen zu helfen (wenn dies von anderen gewünscht ist).
Ausserdem ist Magie auch die Möglichkeit, mit dem Göttlichen oder anderen Wesenheiten in Kontakt zu treten, Hilfe, Heilung, Erkenntnisse und dergleichen zu erfahren, um mich selbst (spirituell) weiter zu entwickeln oder auch hierdurch Hilfe für andere zu finden oder ähnliches.

Um Magie zu wirken können komplizierte Rituale zelebriert werden oder auch einfach ein „zielgerichtetes“ und Energie geladenes Gebet gesprochen werden.
Es kann etwas pompös gestaltet werden oder wirklich absolut minimalistisch.
Das kommt darauf an, was sich für den- oder diejenige „richtig“ anfühlt.
Es können komplizierte Gesten, mysthische Formeln und die unterschiedlichsten Gerätschaften verwendet werden-oder aber auch gar nichts dergleichen.
Auch das kommt einfach auf jeden einzelnen Menschen an.

Für mich persönlich haben dabei verwendete „Werkzeuge“ immer in aller erster Linie „Hilfsmittel“-Charakter, um ein Ritual und die damit verbundene Fokussierung auf das angestrebte Ziel zu unterstützen.

Was ich persönlich bei dem Wirken von Magie am aller Wichtigsten halte, formulierte Jesus sehr schön: „Und hättest Du glaube wie ein Senfkorn, Du könntest Berge in Täler versetzen“, bzw. „Wie Du glaubst, so geschieht Dir.“

Der Glaube an das, was man tut, ist ein sehr wesentlicher und wichtiger Bestandteil der magischen Praxis.
Dies ist aber auch einer der Gründe, warum Magie auch wirkt, wenn sie ohne die Verbindung mit Religion praktiziert wird  und warum es grade auch für Neugierige so „gefährlich“ werden kann, die nicht wissen, was sie da überhaupt tun.



Wie hängen Religion und Magie zusammen?


Religion und Magie haben meiner Meinung nach fast eine symbiotische Beziehung.
Ein religiöses Ritual (z. B. ein kirchlicher Gottesdienst!) kommt nicht ohne magische Elemente aus.
Betrachten wir uns einmal die katholische Messe.
Räucherungen, Anrufung Gottes, der Heiligen etc. in den Gebeten, die Wandlung von Wein und Oblate in Blut und Fleisch Jesu...
All dies sind magische Handlungen, auch wenn dies natürlich von den Vertretern der Kirchenlehren nicht so gesehen wird. ;-)

Auch der Glaube, dass das, was man in einem Gebet erbittet, „erhört“ und „erfüllt“ wird, ist meiner Meinung nach ebenfalls ein Faktor, der Religion und Magie miteinander verbindet.
Wie weiter oben bereits besprochen, besteht eine Religion aus Lehre, Ritual und dem persönlichen Glauben der Anhänger.
Rituale, egal wie diese auch aussehen mögen, sind ein wesentlicher und wichtiger Bestandteil der Religionen, um sich mit der entsprechenden Gottheit zu verbinden, mit ihr in Kontakt zu treten, ihr zu huldigen oder dergleichen.
Und natürlich fördern sie auch das Gefühl der Gemeinschaft und der Verbundenheit, sowohl unter den Anhängern, als auch jedes einzelnen mit der in dieser Religion verehrten Göttlichkeit.
Allerdings funktionieren auch diese Rituale erst dann „richtig“, wenn auch der Glaube der Menschen da ist.
Andernfalls bleiben sie leere Hülsen, ohne irgendwelche „Macht“.

Die „Magie“ von religiösen Ritualen besteht also im weitesten Sinne darin, dass sie ein wundervolles und mächtiges Mittel sind, um den einzelnen Menschen oder eine Gruppe mit dem Göttlichen zu verbinden, das Göttliche in all seinen Formen zu erleben und zu ehren.
Magie ist für einen lebendigen und erfüllenden Glauben und eine ebenso lebendige Religion quasi unentbehrlich.
Und es ist gleichzeitig unmöglich, ein religiöses Ritual zu zelebrieren, ohne dass Magie mit im Spiel ist.



Gibt es einen Zusammenhang zwischen Magie und Religion?


Im Gegensatz zur Religion kommt „rein magische“ Arbeit ohne jegliche religiöse Bindung aus.
Ein magisches Ritual kann erfolgreich sowohl von Menschen durchgeführt werden, die religiös ungebunden sind, als auch von Menschen, die einem Glauben angehören.
Wichtig ist dabei allein die Fokussierung auf das, was der Mensch mit diesem magischen Ritual erreichen will.



Zusammenfassung


Religiöse Handlungen, egal ob man sich dabei in den christlichen, jüdischen, buddhistischen, (neu)heidnischen etc. Religionen umsieht, kommen nie ohne magische Handlungen aus.
Religion ist quasi von Magie „abhängig“ und durchdrungen, da alle religiöse Rituale beinhalten.

Andersherum ist Magie jedoch völlig unabhängig davon, ob ein Mensch einer Religion angehört oder nicht.
Sie „funktioniert“ einfach, wenn der Mensch mit der entsprechenden Einstellung und dem entsprechenden Glauben „an die Arbeit“ geht.

Aus diesem Grunde empfinde ich es häufig als sehr seltsam, wenn aus manchen Kreisen die Reaktionen kommen, man dürfte keine Magie, keine „Zauberei“ betreiben, wo dieses doch etwas vollkommen Natürliches ist.

Siat

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