Zu finden ist dieser Artikel hier:
Prof. Dr. Elçin Kürşat-Zur Verpflichtung der Ehre
Ich persönlich bin ja eher ein Ehre-"Krüppel", bzw. ich habe nicht viel Sinn und Verständnis für dieses "Konzept" oder was gern von anderen unter diesem Begriff versucht wird zu verkaufen.
Eben diesem sehr romantisierte und aus dem Rittertum, bzw. der Kriegerkaste stammende Vorstellung von dem, was Ehre zu sein hat.
Wie heisst es in dem Artikel dazu:
Im 13. Jahrhundert bedeutete „ere“ in Mittelhochdeutsch oder „era“ in Althochdeutsch Ansehen, Anerkennung, Erfolg. Die vielseitigen Verpflichtungen vom Feudalherrn und Lehnsmann wie Achtung, Schutz, Ansehen, Besitz spiegelten sich im Wort wider.
Und Wikipedia schreibt dazu:
Ehre bedeutet in etwa Achtungswürdigkeit (einer Person); sie kann jemandem als Mitglied eines Kollektivs oder Standes zuerkannt werden (Ehre des Weibes, des Edelmannes, des Handwerkers u. a. m.), sie kann aber auch vom dazu Berechtigten zugesprochen werden.
[...]
Zusammengefasst kann man Ehre als sozialen Zwang begreifen, den man als Bestandteil seiner eigenen Persönlichkeit begreift und verteidigt.
[...]
Im Mittelalter galt ere als ein zentraler Begriff der Handlungsmotivation von Personen und literarischen Figuren. Diese „nach außen kundgetane Wertschätzung“ besteht im Ansehen, das eine Person genießt.
Durch triuwe (Loyalität), milte (Gebefreudigkeit), list (Klugheit), maze (Maßhaltenkönnen), stete (Beständigkeit) und tugent (Tugendhaftigkeit) kann die ere vergrößert werden.
Wird die ere verletzt, besteht eine Rache- oder Sühnepflicht für die Angehörigen. Nur Männer können (in mittelalterlichen Romanen) ere erwerben, ihre ere vergrößern oder mindern oder zurückgewinnen. Frauen bleibt als einzige ere-Option die Tugendhaftigkeit, mit dem Verlust ihrer Tugend verlieren sie ihre ere, können sie nicht zurückerwerben und gelten dann als ehrlos.
Dieses ere-Verständnis bildet die Grundlage für das heutige Bild von Ehre.Fragt mich jemand danach, dann bin ich mittlerweile dazu übergegangen zu sagen, dass ich keine Ehre besitze.-Und auch keine Ehre haben will.
Was für einen Sinn hat es auch, sein Leben an einem Konzept auszurichten, dass von Mensch zu Mensch, von Gemeinschaft zu Gemeinschaft, von Gesellschaft zu Gesellschaft unterschiedlich ist?
Und was nützt es vor allen Dingen, sein Leben danach auszurichten, was ANDERE Menschen von einem erwarten. Was SIE als "ehrhaft" betrachten?
Das führt nur dazu, das man sich selbst verbiegt um anderen zu gefallen, nicht (unbedingt) das tut, wovon man SELBST überzeugt ist, sondern man erfüllt diese "Pflicht", um halt einfach gut da zu stehen.
Im schlimmsten Fall führt es eben auch dazu, dass man sich, seine Werte und Vorstellungen verrät.-Also nichts, was ich als erstrebenswert erachte und daher auch einfach für verlogen und unehrlich *g* bewerte.
In der neodruidischen Gemeinschaft, in der ich einige Zeit verbrachte, wurde auf Ehre im Sinne des Ansehens vor einander (und vor allem anderen) SEHR großen Wert gelegt und Ansprüche erhoben, denen die dortigen "Lehrer" selbst nicht gerecht werden.
Was in dem Artikel von Herrn Prof. Dr. Kürşat über die islamische Subkultur angesprochen wurde, kann ich (natürlich mit Einschränkungen) auch auf diese Gemeinschaft anwenden.
Es war für mich daher sehr erhellend, diesen Artikel zu lesen. ;)
Ein sehr interessanter Glaubenssatz, der dort verbreitet wurde war der, dass ein Mensch, wenn keine Ehre vorhanden sei, als Mensch nicht zählend sei, frei dem Motto: "Hast du keine Ehre, so bist Du als Mensch nix/zählst Du nix/hast Du Dein Sein verwirkt."
Interessant dabei ist, dies von einer Gemeinschaft mit zu bekommen, die sich auf die Banner schreibt, sehr viel Wert auf das deutsche Grundgesetz (GG) zu legen.
Unser GG nennt zwar nicht ausdrücklich den Begriff "Ehre", doch in ihm wird ein Begriff genannt, der wesentlich fundamentaler ist: "Die Würde des Menschen ist unantastbar."
Nun, Ehre und Würde sind zwar nicht wesensgleich (weil die Würde eines Menschen ist schlicht und ergreifend nichts, was ihm gegeben oder genommen werden kann/darf), allerdings... Wie verträgt sich die Sichtweise, dass ein Mensch, sobald er seine Ehre, sein Gesicht vor anderen "verliert", nichts mehr zählt ?!?
Nun, aber lassen wir´s doch einfach mal so hingestellt.
Ich lebe auch ohne den Fokus auf den "Erhalt" einer zweifelhaften Ehre ziemlich gut.
Für mich ist es wesentlich wichtiger, "authentisch" und "wahrhaftig" zu sein und eben zu aller erst MEINEN eigenen Ansprüchen zu genügen.-Damit hab ich bisweilen schon genug zu tun *g*.
Und ich habe oft genug den Eindruck, dass diejenigen, die es wagen mit dem Finger auf andere Leute zu zeigen und sich darauf fokussieren ihnen beizupulen, wie unehrenhaft doch ihr Verhalten sei, im Prinzip nix anderes tun, als den Blick in den eigenen Spiegel zu vermeiden, weil sie das Bild nicht ertragen könnten, was ihnen von dort entgegen blickt.
Denn dann müssten sie sich mit ihrer eigenen Unzulänglichkeit auseinandersetzen.-Und das kann bis Weilen ganz schön weh tun und verdammt unangenehm sein.
Und ich finde es sehr interessant und gleichzeitig auch etwas... hm... für mich befremdliches, dass, wenn man versucht, einfach man selbst zu sein, authentisch, ehrlich und "wahrhaftig" seinen Weg geht man mit wesentlich wertvoller- und dauerhafterem beschenkt wird, als mit Ehre.
Und zwar Liebe, Zuneigung und Vertrauen.
Ja.-Für mich ist es ab und an immer noch etwas schwierig, diese Geschenke anzunehmen.-Aber ich arbeite fleißig daran. *schmunzel*
Und ich bin dankbar für all die Menschen um mich herum, die mir diese entgegenbringen und mir jedes Mal wieder mit Freuden eine "Lektion im Annehmen" schenken *g* ;).
Siat
Ehre?
Du sprichst von Ehre
Rein und klar
Siehst sie vor Dir, wunderbar.
Doch kann sie heilen?
Wunden schließen?
Bei Trauernden verweilen?
Kann sie Freude geben?
Oder neues Leben?
Kann sie ein Glied ersetzen?
Kann sie Schmerzen stillen?
Liebe schenken?
Hoffnung in die Herzen senken?
Soviel Wert liegst Du auf Ehre
Polierst sie auf, damit sie glänzt
Doch siehst Du ihre Leere?
Lässt Dich fangen
Dich umgarnen
Von den Fäden schillernd Narren
Du sprichst von eines Menschen Ehre
Die jeder suche und erreiche
Verfängst Dich selbst in Deiner Lehre.
Was ist die Ehre, als ein Wort ?
Was ist die Ehre, als die Luft?
Die jeder für sich selbst erschuf?
Eine schöne glänzend Zier
Deren Schein sich schnell verliert
Wenn in den Strom der Zeit sie fällt
Rein und klar
Siehst sie vor Dir, wunderbar.
Doch kann sie heilen?
Wunden schließen?
Bei Trauernden verweilen?
Kann sie Freude geben?
Oder neues Leben?
Kann sie ein Glied ersetzen?
Kann sie Schmerzen stillen?
Liebe schenken?
Hoffnung in die Herzen senken?
Soviel Wert liegst Du auf Ehre
Polierst sie auf, damit sie glänzt
Doch siehst Du ihre Leere?
Lässt Dich fangen
Dich umgarnen
Von den Fäden schillernd Narren
Du sprichst von eines Menschen Ehre
Die jeder suche und erreiche
Verfängst Dich selbst in Deiner Lehre.
Was ist die Ehre, als ein Wort ?
Was ist die Ehre, als die Luft?
Die jeder für sich selbst erschuf?
Eine schöne glänzend Zier
Deren Schein sich schnell verliert
Wenn in den Strom der Zeit sie fällt
©Siat
23. 07. 07
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