Donnerstag, 27. Dezember 2007

Vorsorgeuntersuchungen für Kinder als Pflicht

Ja, es ist schon ein paar Tage her, aber es wurde "geschafft".
Da können sich unsere Damen und Herren Politiker wieder einmal selbst bewundernd auf die Schultern klopfen.
Sie haben es tatsächlich geschafft, eine Einigung darin zu erzielen, dass Kinder von ihren Eltern regelmäßig zu Pflichtuntersuchungen müssen, damit Anzeichen von Verwahrlosung, Misshandlungen und dergleichen schneller erkannt werden können, um schneller gefährdete Kinder schützen zu können.

Bisher scheint wohl noch in Planung zu sein, wie das im Ganzen ausgeführt werden soll.
Und vor allen Dingen, was mit den Kindern geschieht, die tatsächlich vermeintliche Anzeichen von Misshandlungen und Verwahrlosung aufweisen.

Vor allen Dingen: Was soll zum Beispiel als ein sicheres Zeichen von Misshandlung bewertet werden?
Ein blauer Fleck?
Schürfungen?

Das können sich Kinder auch sehr schnell beim Spielen und Herumtollen zuziehen.

Ich persönlich sehe das doch etwas kritisch, denn die wirklich extreme Sensibilität, wenn sie nicht in einer gewissen Weise auch von fachkundiger Seite etwas im Zaum gehalten wird, kann ziemlich üble und abartige Blüten treiben.
So erzählte mir mal jemand, dass ihr Mann wegen sexuellen Missbrauch von einer Nachbarin angezeigt wurde, weil sie sah, dass er seine etwa 2 jährige Tochter im Hochsommer bei 26°C nackt auf dem Balkon rumlaufen ließ.
Die Nachbarin meinte es sicherlich wirklich nur gut, aber dies hatte zur Folge, dass der Vater sich nicht mehr traut seine Tochter anzufassen, geschweige denn mit sie im Sommer nackt herumlaufen zu lassen.

Von ähnlichen Erlebnissen habe ich einige gehört.
Sensibilität für das Thema muss wirklich sein, aber dass allein reicht nicht.
Es ist ja "super toll" *Ironie* wenn Medien wie Fernsehnachrichten oder Zeitungen und Zeitschriften mit solchen wirklich fürchterlichen Mitteilungen ihre Einschaltquoten und Auflagen steigern können, und manche nebenbei auch für die Opfer etwas tun wollen (z. B. durch Spendenaufrufe), aber das löst das Problem nicht.
Es ist auch wirklich "klasse" und "toll", wenn unsere "Vertreter" solche Themen zu Streitpunkten in der Koalition werden lassen und ganz nebenbei natürlich mit solchem wichtigen Thema auf Stimmenfang gehen....
Und dann zu so einem wirklich... Weltbewegenden und unglaublichen Ergebniss kommen, dass es ab nun Pflichtuntersuchungen für alle Kinder der BRD geben soll und sogar manche Länder in ihrem Pflichtbewusstsein soweit gehen, dass sie Versäumnisse dieser neuen Pflicht mit Entzug des Elterngeldes ahnden wollen...
*Nebenbei: Gilt dass dann auch für die Menschen, die eh schon Geld in Überfluss haben und denen der Entzug des Elterngeldes nicht wirklich schadet?*

Eine andere Sache, die zumindest mich dabei bewegt ist doch auch die Tatsache, dass man hier zur Zeit wirklich von absoluten Extremen ausgeht.
Und natürlich in aller erster Linie von Körperlichkeiten.
Die sind sichtbar und vor allen Dingen schneller "beweisbar".
Dabei wird die mindestens genauso schwerwiegende, aber äußerlich kaum sichbare seelische Gewalt und Grausamkeit, die mittlerweile genauso alltäglich und mittlerweile vermutlich noch weitaus alltäglicher ist, als Schläge oder andere Formen der Misshandlungen, erst einmal übergangen.

Eine weitere Befürchtung, die sich bei mir dabei einstellt ist die, dass früher oder später eine Verlagerung der Gewalt stattfinden wird.
Vielleicht ist es tatsächlich so, dass in ein, zwei Jahren die Todesfälle von Kindern zurück gehen.
Vielleicht ist es auch tatsächlich so, dass die Fälle der Verwahrlosung von Kindern rückläufig werden und beides vielleicht irgendwann verschwindet.
Allerdings bin ich mir extremst sicher, dass die Gewalt aus den Häusern nicht dadurch allein nicht verschwinden wird.
Im Gegenteil.
Ich denke, Mobbing und andere Arten der psychischen Grausamkeiten werden eher noch zunehmen.
Aber wer wird sich denn da schon wirklich drum kümmern?

Ein verhungerter und verdursteter Körper, blaue Flecken, ja vielleicht Striemen oder auch Knochenbrüche lassen Verwahrlosung und Misshandlung sehr viel schneller erkennen als ein Körper, der wohlgenährt ist und an dem keinerlei Blessuren zu sehen sind.
Wer wird da auf den Gedanken kommen, dass es auch eine "seelische Verwahrlosung" gibt?
Das Kinder Opfer von Demütigungen, Beleidigungen, Erniedrigung und emotionalem Missbrauch werden, wobei dies alles keinerlei körperliche Spuren hinterlässt?
Aber das Kind genauso schädigen und prägen, ja sogar dazu führen, dass die Kinder eines Tages in ihrem Leben, in ihrer Lebensführung, innerhalb von Beziehungen usw. usf. behindert werden, wenn diese nicht einfach schwerst depressiv werden oder den Weg in eine andere psychische Erkrankung finden.
Das Fatale ist dann, dass diese Kinder diese Muster dann als Erwachsene später selbst an ihre Kinder weiter geben.

So dreht sich die Spirale der Gewalt weiter... Allerdings in einem etwas anderem Kleid.

Siat

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