Samstag, 5. Januar 2008

Über die Verantwortlichkeit von Eso-Autoren

Eines der Dinge, die mich persönlich in der Welt der Eso-Literatur extrem stört, ist die Tatsache, dass oftmals von Ritualen und Techniken gesprochen wird oder diese vorgestellt werden, ohne dem Leser in letzter Konsequenz darüber aufzuklären, was denn überhaupt die in diesem Ritual verwendeten Techniken bewirken.

Ein Beispiel:
In dem Buch „Magischer Gegenzauber“ beschreiben Bran O. Hodapp & Iris Rinkenbach ein Ritual, mit dem schönen Titel „Lichtnetz Erde - Das Heilritual“.
In diesem Ritual, bei dem im Vorwort übrigens darauf hingewiesen wird, dass es nicht unter Copyright stehen würde und es weitergegeben werden SOLL, werden Dinge beschrieben wie:
  • Entzünde eine weiße oder goldenen Altarkerze
  • Diese solle dem Göttlichen Willen“ und der Welt geweiht sein
  • Der geneigte Leser solle mit dem „Kabbalistischen Kreuz“ beginnen
  • Er soll sich anschließend entspannt in Meditationshaltung hinsetzen und bewusst seinen Atem kontrollieren, während seine Füße fest und gut geerdet auf dem Boden stehen
  • Er soll die „geistige Führung“ um Unterstützung und ihren Segen für diese Übung bitten
  • Wenn er möchte, darf er auch die „Große Kosmische Bruderschaft des Lichts“ um Unterstützung bitten
  • Nun sollte er sich vorstellen, wie weißgoldenes Licht in den Scheitel eindringt, und sich ganz sanft und heilend im Körper verbreitet. Dies dehn sich soweit aus, dass es den gesamten Raum erfüllt in dem sich der Leser befindet, so dass eine große, weißgoldene Sonne entsteht. Diese Sonne solle sich noch weiter ausdehnen, bis das gesamte Haus und die Bewohner in angenehmer und segenshafter Weise von diesem Licht umgeben wären.
  • Wenn der geneigte Leser soweit wäre, stelle er sich vor, wie von der Sonne Strahlen zu seinen Freunden und Bekannten ausgingen. Diese Strahlen sollte der Leser in den Wohnungen seiner Lieben verankern und jeder Strahl, der auftrifft, würde sofort neue Sonnen bilden, die in jede Richtung Strahlen versendet, die wiederum beim Auftreffen neue Sonnen bilden würden usw. usf.
  • Nun kann beobachtet werden, wie so die gesamte Erde von diesem Netz umgeben wird, wobei besonderer Beachtung den Krisengebieten und Politikern gelten solle.
  • Anschließend solle der Leser einen ganz besonders dicken Strahl vom Zimmer hinab in den Erdkern schicken, diesen dort verankern und dann auch dort eine große leuchtende Sonne entstehen lassen, bis die Erde von innen her leuchtet.
  • Nun solle der Leser die Sonne in seinem Zimmer bekräftigen und sie in seiner Vorstellungskraft verankern, dass sie immer heller leuchten und täglich stärker werden möge.
  • Um das Scheitelchakra zu schließen, nachdem sich der Leser von denjenigen verabschiedet hat, die er um Beistand und Hilfe gebeten hat, solle er dreimal mit der flachen Hand darüber streichen.

Klingt doch soweit ganz nett und was daran auszusetzen wäre?
In dem Buch selbst wird an anderer Stelle zumindest darauf eingegangen, was Chakras sind und wie ein „Kabbalistisches Kreuz“ auszuführen sei.
  • Was sich dort allerdings vermissen lässt, sind die Antworten auf die Fragen wie:
  • Was ist das Kabbalistische Kreuz überhaupt und was ist sein Sinn?
  • Was bedeuten die hebräischen Worte, die dabei verwendet werden?
  • Und überhaupt: Wie und warum „singt“ man diese Worte?
  • Was ist der Sinn der damit verbundenen Gesten?
  • Warum sollten/müssen Chakras geschlossen werden?
  • Warum sollten Chakras überhaupt bei rituellem/magischen Arbeiten geöffnet/aktiviert werden?
  • In welche Meditationshaltung soll man sich begeben? Lotussitz? Halber Lotussitz? Einfacher Schneidersitz? Eine Meditationshaltung auf einem Stuhl?
  • Was bedeutet es, geerdet zu sein und wie erdet man sich?
  • Warum soll es eine weiße oder goldene Altarkerze sein und warum soll man sie dem „Göttlichen Willen“ und der Welt weihen?
  • Wer und was ist die „Kosmische Bruderschaft des Lichts“?
  • Warum und wozu kann sie gerufen werden?
  • Was ist ihre Aufgabe?
  • Wozu soll überhaupt jemand bei diesem Ritual um Hilfe, Beistand und Segen gebeten werden?
  • Wer oder was ist die „geistige Führung“?
  • Was hat es mit dem „weißgoldenen Licht“ auf sich?
  • Warum soll man sich davon durchdringen lassen?
  • Kann man es nicht auch einfach gleich in die Welt und zu den Verwandten/Bekannten/Freunden schicken?
  • Und warum muss es durch den Scheitel eindringen?

Das sind jetzt erst mal nur einige Beispiele, die sich zum Teil anhand des Buches nicht beantworten lassen.
Unverantwortlich empfinde ich die mehr oder minder versteckte Aufforderung, dass dieses Ritual weitergereicht werden soll.

Was dabei rauskommt ist, dass Menschen unbedacht so etwas ausprobieren, weil sie meinen, das ist eine „gute Sache“, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, was der Sinn und Zweck der dabei verwendeten Gesten, Worte usw. überhaupt bewirkt.
Es wird einfach gemacht, weil davon ausgegangen wird, dass es „gut“ ist.
Hinterfragt wird dabei von den Wenigsten.
Vor allen, nach und aus meiner Erfahrung, von Anfängern.
Was bitte als einfache Feststellung stehen soll, und nicht bewertend gemeint ist.
Woher sollen Anfänger auch anderes nehmen?

Doch grade aus dem Grunde denke ich, ist es wichtig, sich als Autor solcher Literatur dessen bewusst zu sein und dementsprechend nicht einfach nur lustig irgendwelche Anweisungen zu geben, sondern auch Hintergrundinformationen und Grundlagen zu vermitteln.

Selbst wenn man ein themenspezifisches Buch schreibt, wie „Magischer Gegenzauber“ sollte es drin sein, nicht nur ein Sammelsurium an unterschiedlichen Techniken vorzustellen, sondern es sollte dabei auch erläutert werden, warum und wie diese Techniken wirken; worauf bei der Ausführung geachtet werden sollte und warum es vielleicht wichtig sein könnte auf eine genaue Ausführung zu achten; was Grundtechniken sind, was sie bewirken, warum sie wichtig sind usw. usf.

Hintergrundwissen ist meiner Meinung nach sehr wichtig und sollte ein verantwortungsbewusster Mensch (ob Autor oder nicht) ebenso vermitteln können, wie die Beschreibung der Ausführung eines Rituals, einer Übung oder dergleichen.

Siat

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