Sonntag, 13. Januar 2008

Droht die Armut trotz der Riester-Rente?

Oder: Wie begrenzen Politiker am Besten Schaden ?


Tja, da scheint das ARD-Magazin "Monitor" in ein Wespennest gestochen zu haben.

Nach einem Artikel der Nünberger Zeitung sind laut dem Arbeitsministerium zur Zeit 370. 000 Renter davon betroffen, das zusätzliche Einkommen auf die Grundsicherung (wie bei der Sozialhilfe) angerechnet werden
Das Magazin "Monitor" soll demnach aus einer "internen Untersuchung der Deutschen Rentenversicherung Bund" zitiert haben, die besagen soll, dass 2030 selbst Bürger mit einem durchschnittlichem Einkommen, die 32 Jahre in eine zusätzliche Rentenversicherung eingezahlt haben, unter dieser Grenze liegen werden.

Logischer Weise protestiert nun die Rentenversicherung Bund, dass die Aussagen des Magazins nicht ihrer Studie entspräche.
Sie würden ja die Annahmen des Sachverständigenrates für Wirtschaftsfragen zu Grunde legen, dem zu folge ein Bürger mit durchschnittlichem Einkommen heute etwa 25 Jahre brauchen würde, bis er das Niveau der Grundsicherung erreichen würde.
Und im Jahre 2030 würden es "nur" 30 jahre, anstatt 32 Jahre sein.

Wie ein Hohn mutet der Kommentar der Rentenversicherer, die zu bedenken geben, dass ein Bürger im Alter natürlich nicht allein die gesetzliche Renten zur Verfügung haben würde (die schließlich "nur" 65% der Einkünfte eines Rentner ausmache), sondern der Rest von Betriebsrenten, Erwerbstätigkeit oder Zins-und Mieteinkünften kommen würde.

Also würde sich eine niedrigere Rente nicht soooooooooooo gravierend auswirken. *würg*
Sicher... Ich glaubs auch.


Woher sollen Geringverdiener, deren Einkünfte grade mal dafür reichen, ihre Kosten zu decken, Zins- und Mieteinkünfte erhalten?
Von welcher Firma sollen Menschen, die so tolle 1€-Jobs haben, in Zeitarbeitsfirmen oder sonstigen "Jobs" stecken, eine Betriebsrente erhalten?

Klare Option: Dann müssen die Rentner, die soetwas nicht beziehen können, eben weiterhin Arbeiten gehen und einer Erwerbstätigkeit nachgehen, die natürlich auch auf die Grundsicherung angerechnet wird...
Und so beisst sich die Katze erfolgreich weiter in den Schwanz.

Wurde da nicht mal 2003 die Grundsicherung eingeführt, um die Altersarmut zu verhindern?
Öhöm... Anscheinend wissen die "Guten" selbst nicht, was sie nun wollen:
Verhinderung der Altersarmut? - Oder wollen sie die nicht doch lieber fördern?

Natürlich bin ich in der Hinsicht sarkastisch.
Was anderes bleibt einem dabei eigentlich schon gar nicht mehr übrig.

Der Erlangener FDP-Abgeordnete Rohde scheint das allerdings schon etwas geschnackelt zu haben, weil dieser schon zu bedenken gibt, dass es bei diesen Aussagen und Diskussionen in aller erster Linie mal um Geringverdiener geht, die alles andere als zu den Menschen gehören, die sich ein großes Vermögen anhäufen könnten, um auch noch Zinsen kassieren zu können, geschweige denn, die eine Betriebsrente kassieren würden.

Nach seiner eigenen Rechnung (die ich ganz persönlich schon als durchaus realistischer betrachte), werden ein Drittel der knapp 10 Mio. Bürger, die in eine Riester-Rente einzahlen, diese gar nicht erst erhalten.
Rohde spricht sich sogar dafür aus, dass ein Freibetrag von (sage und schreibe) 100 €/Monat festgelegt werden sollte, während sich der Wirtschafts"weise" B. Rürup sogar dafür einesetzt, dass diejenigen, die Riestern den Betrag voll ausgezahlt bekommen würden.

Jaja.... alles sehr schön...
Wenn da nicht die Regierung wäre, die da natürlich etwas dagegen hat.
Die verteidigt natürlich diese Regelungen als sozial "gerecht".

Klar, wer sich mit den Diäten, zusätzlichen Nebeneinkommen und dergleichen selbst Zucker in den Aller-Verehrtesten bläst, braucht sich darüber natürlich keinerlei Gedanken zu machen.
In einer Gesellschaft, in der die Großfamilie nicht mehr existiert, weil sie systematisch durch den Staat vernichtet wurde, bleibt auch nichts anderes übrig, dass der Staat dann auch natürlich auf die Selbstständigkeit jedes Einzelnen pocht.
Selbst wenn er dafür selbst nicht mehr in der Lage ist.
Aber wen kümmert das denn schon?-Schließlich sind die Leute dann selbst Schuld-Sie hätten ja vorsorgen können.
Kopfkatze ik hör di trapsen.


Einen der Hämmer schlechthin schießt für mich die Pressereferentin der Rentenversicherung Bund ab, die so schön der NZ ggü. sagte:
"Wer plant denn schön sein Leben nach dem Motto, alles wird schlechter, da rentiert sich für mich gar nichts?"

Wer sich als Politiker, als "Top"-Manager, als Festangestellter in einem gut bezahlten Job etc. pp. keine Sorgen um seine Zukunft machen muss, weil er genügend hat, um selbst vorzusorgen, der wird sich um solch ein "Motto" sicherlich keinerlei Sorgen machen müssen.

Leider ist dies nicht nur ein Motto.
Sondern es ist für viele Menschen eine bittere Realität, dass für sie tatsächlich immer alles schlechter wird und zwangsläufig nicht nur der Eindruck, sondern auch die Tatsache entsteht, dass sich für die Menschen eigene Vorsorge, ansparen oder dergleichen einfach nicht rentiert, weil die Lebensgrundlagen dann den Bach hinunter gehen, die eh schon äußerst knapp bemessen sind.

Aber:
Wen kümmert es schon?
Hauptsache, es gibt noch mehr Dinge, die man zum Wahlkampfthema machen und bei denen sich die Politiker in ihren Ver-Spreche(r)n gegenseitig überbieten können.
Natürlich nicht zu vergessen, dass sie auf Schadensbegrenzung bedacht sind.-Schließlich könnte sich das ganze ja negativ auf die Wähler auswirken.

So warnen die Bundesregierung und Ex-Arbeitsminister Riester natürlich vor einer "Panikmache" (Artikel der NZ).
Was sollten sie denn auch sonst anderes tun?
Riester beisst natürlich nach dem ARD-Magazin "Monitor", dass mit verfälschten Aussagen Geringverdiener, die in Riester-Renten einzahlen, verunsichtert würden.

Ich glaube kaum, dass unter den Geringverdienern wirklich ernsthaft jemand zu finden ist, der keinerlei Zweifel oder Unsicherheiten hegt.
So blauäugig können selbst unsere Herren und Damen Politiker nicht sein...
Hm... andererseits wäre ich mir da doch nicht soooo sicher. *hüstel*

Ach ja, nicht zu vergessen, dass für junge Leute diese Botschaft eine Katastrophe sei.

Für wen diese "Nachrichten" wohl wirklich eine Katastrophe darstellen?
Es ist nie wirklich leicht, einen Spiegel vor die Nase gehalten zu bekommen.
Schon gar nicht ist es angenehm, wenn man mit Dingen konfrontiert wird, die man so schön unter den Teppich gekehrt glaubte.

Grade Jugendliche oder junge Erwachsene, die grade ins Berufleben einsteigen oder sich grade mit der Berufsfindung und ihrer Zukunft auseinander setzen, sind bestimmt alles andere als Angst- und Sorgenfrei, was ihre Zukunft anbelangt.
Wer sich wirklich über die Jungendkiminalität wundert, der sollte wohl endlich mal lernen, Zusammenhänge zu erkennen und nicht nur selektiv das zusammen zu klauben, was ihn in den (Wahl-)Kram passt, wie es der hessische Ministerpräsident mal wieder so deutlich vormacht.
Aber davon scheinen einige Leute doch sehr weit entfernt zu sein...

Was ich aus sehr "schön" finde ist die Meinung des Sprechers vom Arbeitsminister Scholz, dass der Artikel des Magazins "Monitor" total an der Wirklichkeit vorbei gingen.
Wenn es nicht so ernst und traurig wäre, wäre dies an Komik nicht zu überbieten.
Die Frage ist doch: Wer geht hier nun wirklich an der "Wirklichkeit" vorbei?


Wer den Bericht im Magazin "Monitor" noch nicht gesehen hat, der kann es hier nachholen.
Nicht zu vergessen auch die Gegendarstellung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales.

Ich denke, wir werden gespannt darauf sein können, was sich in der Hinsicht noch tun wird.

Siat


2 Kommentare:

  1. meine volle Zustimmung zu diesen Artikel....da kann man nur sagen "mir graußt vor der Zukunft....ich erhalte eine Strafrente, da ich Offizier in der NVA der DDR war....ich also "in fremden Streitkräften"gedient hatte...nur ja, mit der vom Merkelkind praktizierten Preispolitik da graußt mir schon ein wenig vor dem Leben...
    weiter so, werde hier des Öffteren mal vorbeischauen...Grüße aus Sachsen von Pit

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  2. Hallo Pit,
    vielen Dank :)

    Wenn ich mir so die Geschehnisse in Deutschland betrachte (nicht nur auf Hinblick auf die Rente), dann wird auf uns Bürgern noch einiges zukommen.

    Was mich persönlich dazu noch beunruhigt ist der Fakt, dass durch einen gewissen Innenminister ja auch noch das Grundgesetzt bedroht wird...
    Wer sich dann auch noch aufmacht, um seine Bürger-Rechte zu wahren, muss bald auch noch damit rechnen (mal sehr zugespitzt betrachtet), als Terrorist und Volksverhetzter weggesperrt zu werden.

    Und da wundern sich die Politiker, dass das Interesse an Politik schwindet?

    Ich glaub, dass kann nur jemand wirklich verstehen, der schon dabei ist den Bezug zur "Bürgerschicht" zu verlieren.


    Liebe Grüße
    Daniela

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